Explorativer Workshop zur Planung von gesellschaftlichem Impact
SynCom Flex
Impressionen vom SynCom Flex Workshop zur Planung von gesellschaftlichem Impact. © Helmholtz SynCom
Gesellschaftlicher Impact bringt messbare gesellschaftliche Verbesserungen, wie z. B. eine bessere Gesundheitsversorgung oder Renaturierungsmaßnahmen, hervor, die über die Wissenschaft hinausgehen. Aber wie können wir Impact-Planung innerhalb der Helmholtz Erde und Umwelt-Zentren adressieren? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich 27 Teilnehmende aus AWI, GEOMAR, GFZ/RIFS, Hereon/GERICS, KIT, UFZ und anderen Organisationen am 23. Oktober 2025 im Hamburger Chilehaus bei einem SynCom Flex Workshop.
Nach einführenden Worten von Marie Heidenreich (SynCom) und Dr. Louis Celliers (Hereon/GERICS) stellte Lena Pfeifer (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung – ZALF) ein umfassendes Instrument zur Reflexion und strategischen Planung von (Nachhaltigkeits-)Auswirkungen (interdisziplinärer) Forschung vor. In ihrem auf dem LeNa-Projekt basierenden Instrument wird nicht nur der Impact gemessen, sondern auch erfasst, welche Faktoren positiven Impact begünstigen oder behindern. In Kombination hilft dies, Forschungslücken und Möglichkeiten für interdisziplinäre Zusammenarbeit zu identifizieren. In ihrer Zusammenfassung thematisierte Lena Pfeifer den intensiven Ressourcenbedarf, sowie die Notwendigkeit von Institutionalisierung und Strukturen zur Unterstützung und Anerkennung.
Henry Hempel (UFZ) befasste sich in seinem Beitrag mit unterschiedlichen Narrativen hinsichtlich des gesellschaftlichen Impacts von Chemikalien: Werden Chemikalien als Wegbereiter des modernen Lebens oder eher als Quelle von Umweltverschmutzung wahrgenommen? In seinem Vortrag reflektierte er über einen Stakeholder-Prozess innerhalb des SynCom-Projekts ModHaz. Durch die Einordnung konkurrierender Narrative im Rahmen der Interaktion mit Stakeholdern kann es gelingen, die Polarisierung abzuschwächen und Narrative in Richtung einer kompromissorientierten Diskurskoalition zu gestalten, um die Kluft zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Umweltverschmutzung zu überbrücken. Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass die Stakeholder einen „sicheren Raum” forderten, um Probleme zwischen Wettbewerbern und mit Regulierungsbehörden vertrauensvoll zu diskutieren. Die Überwindung polarisierter Dichotomien kann Kompromisse fördern und damit eine differenziertere Politikgestaltung ermöglichen.
Real-World-Laboratorien (RWLs) als wirkungsorientierte Forschungsinfrastrukturen wurden von Dr. Philip Bernert (RIFS) vorgestellt. RWLs, die als langfristige Infrastrukturen aufgebaut sind, ermöglichen es den Teilnehmenden, zu lernen und sich auszutauschen. Impact kann durch vielfältige Aktivitäten und parallele Prozesse in und um diese Labore herum entstehen. Die zentralen Herausforderungen bei der Impactmessung sind Attribution, Kausalität und Ownership. Impactplanung ermöglicht eine Reflektion über das, was erreicht werden soll. Gleichzeitig sollten Bedürfnisse, Notwendigkeiten, Interessen und Ziele in einen laufenden Verhandlungsprozess integriert werden.
Nach dem Networking während der Mittagspause gab Boris Kozlowski (Social Entrepreneurship City Hamburg) Einblicke in den Impact von sogenannten Social Enterprises. Social Enterprises haben im Wesentlichen folgende Merkmale: i) Sie wollen mit ihrem Impact eine gesellschaftliche Herausforderung angehen, ii) sie benötigen unternehmerische Ressourcen, iii) sie verfügen über einen rechtlichen Rahmen, der darauf ausgelegt ist, Impact in der Satzung zu verankern. Eine Kernidee im Zusammenhang mit diesen Unternehmen sind sektorübergreifende Impact-Partnerschaften. Bei der Impactmessung spielt IOOI (Input, Output, Outcome, Impact) eine zentrale Rolle. Die Impact-Attribution, die zeitliche Verzögerung zwischen einer Maßnahme/Aktivität und ihrer Wirkung, die Quantifizierung von gesellschaftlichem Impact, die Vergleichbarkeit von Unternehmen und der Ressourcenbedarf, der für die Impactmessung erforderlich ist, stellen nach wie vor eine Herausforderung dar. In der Praxis geht es jedoch auch um die Frage: Wie viel Impact können wir tatsächlich messen?
Dr. Andreas Schmidt (Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt – BMFTR) referierte über Wirkungsorientierung in der Nachhaltigkeitsforschung. Das BMFTR verfolgt verschiedenste Ansätze zur Wirkungsorientierung (z. B. im Rahmen der FONA-Strategie oder formative Wirkungsreflexionsansätze), wobei gesellschaftlicher Impact nicht selbstverständlich und oft nicht leicht nachvollziehbar ist. Dennoch ist es wichtig, das Spannungsfeld zwischen der Eignung der Methoden und Indikatoren und ihrer Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit sorgfältig zu berücksichtigen.
Als Vorbereitung für die Diskussionen unter den Workshop-Teilnehmenden fasste Dr. Louis Celliers (Hereon/GERICS) seine Gedanken zur Impactplanung. In einem ersten Ansatz erörterte er, dass die Helmholtz Erde & Umwelt Zentren über intellektuelles Kapital verfügen, das die Grundlage für Impact darstellt. Allerdings gebe es derzeit keinen vollständigen Überblick über dieses intellektuelle Kapital. In einem zweiten Ansatz verband er Gedanken zu Impact auf der Ebene der Helmholtz-Gemeinschaft mit Impact mit und in der Gesellschaft. Als Beispiel nannte Dr. Louis Celliers die Coastal Pollution Toolbox, mit der sich der kollektive Impact mehrerer intellektueller Güter veranschaulichen lässt.
Die folgenden Fragen wurden in anregenden Diskussionen während der Breakout-Sessions behandelt, wobei auf das vielfältige Fachwissen der Teilnehmenden zurückgegriffen werden konnte:
- Wie wird derzeit gesellschaftlicher Impact in die Forschungsplanung integriert? Und wenn die Impactplanung noch nicht Teil des Prozesses ist, welche Herausforderungen, Annahmen oder strukturellen Hindernisse verhindern dies?
- Wie können Narrative und Storytelling-Ansätze helfen, den gesellschaftlichen Impact der Umweltforschung zu gestalten?
- Welche Prozesse, Rahmenbedingungen oder konkreten Methoden unterstützen eine effektive Planung von gesellschaftlichem Impact in der Umweltforschung?
Die Ergebnisse des Workshops dienen als Grundlage, um die Impactplanung innerhalb der Helmholtz Erde & Umwelt Zentren voranzubringen.
Diese SynCom Flex Aktivität entstand auf Initiative von Hereon/GERICS (Louis Celliers, Marcus Lange, David Cabana, Volker Matthias), AWI (Gesche Krause, Lena Rölfer, Christina Hörterer), UFZ (Henry Hempel, Sina Leipold) und GFZ/RIFS (Barbara Neumann).