Die Klimawirkung von Methan – eine unterschätzte Gefahr
Parlamentarisches Frühstück in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, organisiert von der Leopoldina und Helmholtz Erde & Umwelt
Impressionen vom Parlamentarischen Frühstück „Die Klimaauswirkungen von Methan - eine unterschätzte Gefahr“. 1. Reihe (oben links): Lisa Badum, MdB, eröffnet das Parlamentarische Frühstück; 1. Reihe rechts: Alle Teilnehmenden aus Wissenschaft und Politik versammeln sich in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft; 2. Reihe links: Helmholtz-Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Buiter und Leopoldina-Vizepräsident Prof. Robert Schlögl diskutieren in der Kaffeepause; 2. Reihe rechts: Prof. Dr. Susanne Liebner vom Helmholtz-Zentrum Potsdam - GFZ setzt sich für eine Verbesserung der Berichterstattung über Methanemissionen ein; 3. Reihe links: PD Dr. Ralf Sussmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bekräftigt die Notwendigkeit von Technologien zur Unterstützung der Emissionserfassung; 3.Reihe rechts: Prof. Dr. Markus Reichstein vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie unterstreicht die Position der Landwirtschaft als größter Methanemittent in Deutschland; 4: Diagramm zur Auswertung der Wahrnehmung des Parlamentarischen Frühstücks durch die Teilnehmenden. © Anna Kolata, (Diagramm) Helmholtz/SynCom
Am 17. Oktober 2024 richteten die Leopoldina, Nationale Akademie der Wissenschaften, und der Helmholtz-Forschungsbereich Erde & Umwelt in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft ein parlamentarisches Frühstück unter dem Titel "Die Klimawirkung von Methan - eine unterschätzte Gefahr" aus. Die Veranstaltung fand unter der Schirmherrschaft von Dr. Kon-stantin von Notz, MdB, und Lisa Badum, MdB, statt und brachte insgesamt 34 Teilnehmende aus Wissenschaft und Politik zusammen.
Lisa Badum, Obfrau von Bündnis 90/Die Grünen für den Ausschuss für Klimaschutz und Energie sowie Vorsitzende des Unterausschusses für Internationale Klima- und Energiepolitik, eröffnete das Frühstück und wies darauf hin, dass die Reduktion von Methanemissionen für den Bundestag derzeit ein sehr relevantes Thema ist. Sie betonte die Bedeutung von Methan als starkes Treibhausgas, das einen wichtigen Hebel im Klimaschutz darstellt.
Leopoldina-Vizepräsident Prof. Robert Schlögl und Helmholtz-Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Buiter begrüßten anschließend die Gäste. Prof. Buiter stellte heraus: „Präzise Satellitenmessungen zeigen erstmals das vollständige Ausmaß der Methanemissionen in Deutschland – und wie dringend wir handeln müssen. Angesichts der hohen kurzfristigen Klimawirkung von Methan ist es von größter Bedeutung, dass wir die EU-Methanverordnung national konsequent umsetzen und Emissionen in Energie- und Landwirtschaft sofort reduzieren“.
Prof. Dr. Robert Schlögl unterstrich die Notwendigkeit, technische Emissionen in der Energieproduktion zu minimieren: „Methan ist ein potentes Treibhausgas, das allerdings in absehbarer Zeit als Erdgas für die Energiegewinnung relevant bleibt. Umso wichtiger ist es, technisch bedingte Methanemissionen bei der Produktion und im Transport zu vermeiden“.
Im Rahmen der Veranstaltung gaben führende Wissenschaftler spannende Einblicke in die aktuelle Forschung und diskutierten notwendige politische Maßnahmen. Prof. Dr. Susanne Liebner vom Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ bot einen Überblick über die Methankonzentration in der Atmosphäre und wies auf den aktuell rapiden Anstieg hin. Sie betonte die Bedeutung von Mooren und auftauendem Permafrost als bedeutende Quellen biogener Methanemissionen: „Mit dem Global Methane Pledge ist auch Deutschland die Verpflichtung eingegangen, seine Methanemissionen bis 2030 im Vergleich zu 2020 um 30 % zu senken. In Anbetracht neuer Studien müssen wir das Vertrauen in schon Erreichtes wiederherstellen und das Reporting von Methanemissionen insgesamt verbessern".
PD Dr. Ralf Sussmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) fokussierte sich in seinem Vortrag auf den Energiesektor und hob die Rolle neuer Technologien bei der Erkennung und Reduktion von Emissionen hervor: „Neben der Reduktion des Verbrauchs fossiler Energien ist unser stärkster Hebel zur Emissionsminderung die Beseitigung großer Quellen, die durch neue Satellitentechniken detektiert werden können".
Prof. Dr. Markus Reichstein vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie stellte klar, dass die Landwirtschaft als größter Methanemittent in Deutschland besondere Aufmerksamkeit erfordert: „Bei der Regulierung von Methanemissionen ist die Landwirtschaft in den Fokus zu rücken. Sie ist bundesweit der stärkste Emittent, und diese Methanemissionen haben in den letzten Jahren kaum abgenommen".
In der anschließenden Diskussion mit Bundestagsabgeordneten wurden insbesondere folgende Themen vertieft:
- Transformation der Landwirtschaft hin zu tierfreier Ernährung: Eine Umstellung auf pflanzenbasierte Ernährungsweisen bietet Co-Benefits wie geringere Treibhausgasemissionen, eine effizientere Ressourcennutzung, positiver Effekt auf Biodiversität, Verbesserungen der Gesundheit sowie des Tierwohls.
- Vorkettenemissionen: Importiertes LNG-Frackinggas verursacht signifikant höhere Methanemissionen als konventionelles Pipeline-Gas, was eine gezielte Auswahl emissionsarmer Zulieferer nötig macht.
- Regulierung und Anreize zur Emissionsminderung: Es wurde diskutiert, inwiefern zusätzlich zu bestehenden Anreizen auch stärkere Regulierungen und Verbote notwendig sind, um die notwendigen Verhaltensänderungen und Emissionsreduktionen zu erreichen. Wissenschaftliche Empfehlungen könnten dabei als Grundlage für eine zielgerichtete Politik dienen.
- Zukünftige Herausforderungen: Leckagen aus Wasserstoffnetzen: Bei der Umstellung auf Wasserstoff als Energieträger könnten Leckagen ein Problem werden, das proaktiv adressiert werden muss.
In der abschließenden Evaluation (siehe beigefügtes Diagramm) lobten die Teilnehmenden besonders die „übersichtlich zusammengestellten Fakten“ und den „Hinweis auf die kurzfristigen Erfolgsmöglichkeiten“. Zudem wurde positiv hervorgehoben, dass die Vorträge „kurz, klar, verständlich“ und mit „konkreten Lösungsmöglichkeiten“ gestaltet waren.
Neben den engagierten Beiträgen der Schirmherrin Lisa Badum brachten sich auch weitere Bundestagsabgeordnete verschiedener Fraktionen aktiv in die Diskussion ein. Die Veranstaltung verdeutlichte, dass zur Erreichung der Klimaziele eine schnelle, entschlossene und wissenschaftlich fundierte Umsetzung der EU-Methanverordnung sowie nationaler Maßnahmen erforderlich ist. Das Frühstück zeigte eindrucksvoll, wie Wissenschaft und Politik gemeinsam den Weg für effektiven Klimaschutz bereiten können.