Der Meeresspiegel steigt - was heißt das für Deutschland?

Parlamentarisches Frühstück

i) Schirmherr Dr. Jan-Niclas Gesenhues begrüßt alle Anwesenden zum parlamentarischen Frühstück. ii) Prof. Dr. Karin Lochte führt in ihrer Key Note ins Thema "Meeresspiegelanstieg" ein. iii) Dr. Ingo Sasgen (AWI) spricht über die polare Perspektive. iv) Dr. Tilo Schöne (GFZ) berichtet von einer zusätzlichen Problematik in einigen Weltregionen: Landabsenkung. v) Dr. Ralf Weisse (Hereon) erzählt von den Auswirkungen an den deutschen Küsten. vi) Helmholtz Senator Dr. Holger Becker diskutiert mit den Forschenden. vii) Forscher:innen und Gäste diskutieren beim Frühstück über Küstenschutz und Klimaanpassung. viii) Im Anschluss an die Vorträge war noch etwas Zeit für einen kurzen Austausch. ix) Folgende Helmholtz Organisator:innen und Wissenschaftler:innen waren bei der Veranstaltung vor Ort (von links nach rechts): Dr. Almut Brunner, Dr. Katharina Sielemann, Marie Heidenreich, Dr. Tilo Schöne, Dr. Ralf Weisse, Annette Kirschmann, Prof. Dr. Karin Lochte, Dr. Klaus Grosfeld, Dr. Renate Treffeisen, Dr. Ingo Sasgen. ©Helmholtz/SynCom

Am 11. Oktober 2023 organisierte SynCom ein parlamentarisches Frühstück im Deutschen Bundestag zum Meeresspiegelanstieg unter der Schirmherrschaft von Dr. Jan-Niclas Gesenhues (Bündnis 90/Die Grünen). Die Veranstaltung wurde von 28 Personen besucht, darunter elf Bundestagsabgeordnete der Fraktionen SPD, CDU/CSU und Bündnis 90/Die Grünen sowie Mitarbeiter:innen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP.

Prof. Dr. Karin Lochte (UN-Ozeandekaden Komitee Deutschland, ehemalige AWI-Direktorin) wies in ihrer Key Note darauf hin, dass der Meeresspiegelanstieg eine langsame, schleichende Entwicklung ist, was aber die Möglichkeit biete sich anzupassen. Der Anstieg des Meeresspiegels sei ein weltweit hohes Risiko, was mit einer höheren Anzahl an Sturmfluten einhergehe. Dies bedrohe unter anderem die Trinkwasserversorgung und die Biodiversität. Verschiedene Helmholtz-Zentren arbeiten am wichtigen Thema „Meeresspiegelanstieg“ im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprogramms „Changing Earth - Sustaining our Future“.

Im ersten Vortrag berichtete Dr. Ingo Sasgen (Alfred-Wegener-Institut Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)) von der polaren Perspektive. Die Abnahme der Eismassen könne mit Satellitendaten auf monatlicher Zeitauflösung gemessen werden und gehe schneller voran, als von Klimaprojektionen vorhergesagt. „Die Frage ist nicht ob, sondern wann wir einen bestimmten Meeresspiegelanstieg haben.“ Und durch Klimamaßnahmen können wir den Anstieg des Meeresspiegels beeinflussen.

Ein weiteres Problem, das zum Anstieg des Meeresspiegels hinzukommt, ist die Landabsenkung. Auf diese Problematik machte Dr. Tilo Schöne (Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ) in seinem Vortrag aufmerksam. Der Meeresspiegelanstieg sei nicht überall gleich hoch und betreffe insbesondere kleinere Inselstaaten. Jakarta - die „sinkende Stadt“ - liegt heute mit 40% des Stadtgebiets unter dem Meeresspiegel. Im Jahr 2011 wurde eine Landabsenkung innerhalb eines einzigen Jahres von 26 cm verzeichnet. Küstenerosion und eingeschränkter Küstenschutz, weil man beispielsweise keine Deiche auf Riffen bauen kann, seien zentrale Probleme in diesen Inselstaaten.

Der steigende Meeresspiegel hat aber auch Auswirkungen auf die deutschen Küsten. Laut Dr. Insa Meinke (Norddeutsches Küsten- und Klimabüro; Helmholtz-Zentrum Hereon) und Dr. Ralf Weisse (Helmholtz-Zentrum Hereon) betrug der Anstieg des Meeresspiegels in Cuxhaven in den letzten 100 Jahren 20 cm und in Warnemünde 13 cm, was vergleichbar mit dem globalen Mittel sei. Das Vorsorgemaß für die Baumaßnahmen im Küstenschutz bis 2100 betrüge aktuell 1 m. Regionale Szenarien sagten bis 2100 einen Anstieg von 30 - 120 cm in Cuxhaven vorher. Erosion verstärke die Gefahr für den Küstenschutz und gefährde auch das Trinkwasser. Zudem sei die Überlastung der Binnenentwässerung ein Problem. Sturmfluten würden in Zukunft höher, häufiger und länger auflaufen, wodurch sich das zu schützende Gebiet vergrößere und intensivere Schutzmaßnahmen nötig würden.

Im Anschluss an die Vorträge wurden Fragen und Anmerkungen der Anwesenden zu den Themen i) Einfluss des Tourismus in der Nordseeküstenregion, ii) Sturmbildung, iii) Maßnahmen zur Unterstützung kleiner Inselstaaten, sowie iv) politische Anforderungen und Maßnahmen von den Vortragenden beantwortet. Auch im Nachgang sind Interessierte eingeladen, unsere Helmholtz-Expert:innen rund um das Thema Meeresspiegelanstieg zu kontaktieren. Kernbotschaften zum Meeresspiegelanstieg sowie Kontaktdaten unserer Expert:innen finden Sie auf unserem Fact Sheet. Das parlamentarische Frühstück wurde ausgerichtet von SynCom, vom AWI Klimabüro, vom Deutschen Arktisbüro, von REKLIM und vom Norddeutschen Küsten- und Klimabüro.