Gelungene Policy Briefs – mit und ohne ChatGPT

Zielgerichtete Kommunikation im politischen Raum unterstützt evidenzbasierte Entscheidungen. Dafür ist es erforderlich, dass Forschende und Wissenschaftskommunikator:innen ihre Erkenntnisse verständlich darstellen und in den aktuellen Kontext einordnen. Wenn die Relevanz des Themas deutlich wird, steigen die Chancen, dass die Politik wissenschaftliche Ergebnisse in ihren Entscheidungsprozessen berücksichtigt. Policy Briefs sind dabei ein zentrales Instrument, um komplexe Inhalte und Kernbotschaften zu kommunizieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Im Workshop „Gelungene Policy Briefs – mit und ohne ChatGPT“ beim Forum Wissenschaftskommunikation 2025 am 03.-04- Dezember in Stuttgart wurden diese Aspekte der politischen Kommunikation im Kontext des diesjährigen Schwerpunkts „Algorithmen, Plattformen und KI: Wissenschaftskommunikation im digitalen Wandel“ adressiert. Der Workshop wurde organisiert von Paulina Conrad (Deutsche Allianz Meeresforschung), Tome Sandevski (ENGAGEgreen) und Katharina Sielemann (Helmholtz SynCom).

In einer ersten praktischen Übung konnten die Teilnehmende existierende Policy Briefs nutzen, um Best Practices für gelungene Policy Briefs abzuleiten. Ein gelungenes Policy-Brief fasst das politische Problem präzise zusammen, liefert eine verständliche Einordnung des Themas und setzt es in einen relevanten (gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder) politischen Kontext. In einem Impuls zu Science-Policy Engagement wurden u.a. Gründe für den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik zusammengefasst, darunter eine erhöhte gesellschaftliche Wirkung der eigenen Forschung und ein Gewinn neuer Perspektiven und Ideen.

KI-gestützte Sprachmodelle können bei der Erstellung von Policy Briefs Unterstützung leisten, indem sie beispielsweise neue Perspektiven eröffnen, den Blick schärfen (etwa durch Zuschnitt auf die Zielgruppe) und Anregungen für Formulierungen und Handlungsempfehlungen/-optionen oder eine Synthese bereitgestellter Quellen/Dokumente liefern. Sie eignen sich für erste Entwürfe und Textbausteine, können aber auch zur sprachlichen Überarbeitung herangezogen werden oder erste Vorschläge zur politischen Relevanz des Themas liefern. In einer zweiten praktischen Übung konnten die Workshopteilnehmenden eigene Policy Briefs erstellen und über den Nutzen von ChatGPT und anderen Sprachmodellen reflektieren. Beim Prompting sollte ein klarer Arbeitsauftrag formuliert werden – einschließlich Zweck, Format, Sprache, Stil, Zielgruppe, gewünschter Länge und Struktur. Für eine größere Kontrolle über die erstellen Inhalte sollten verlässliche Quellen und Links vorgegeben werden, auf die sich die KI ausschließlich beziehen soll. Dennoch bleiben Plausibilitätsprüfung („Sense-Checking“), Quellenüberprüfung und fachliche Validierung unverzichtbar! Ebenso sollten die KI-generierten Texte auf Plagiate geprüft werden. Ein Austausch mit Kolleg:innen und kritisches Gegenlesen durch Fachkolleg:innen sind dabei zentrale Elemente der Qualitätssicherung.

Zum Abschluss des Workshops wurden die Bedürfnisse politischer Adressat:innen beleuchtet und vorgestellt, wie Policy Briefs die Praxis erreichen können. Zur Ergebnissicherung wurden die Diskussionspunkte anschließend in einem gemeinsamen Leitfaden für gelungene Policy Briefs zusammengefasst und den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt.