Outposts of Science - Helmholtz Worldwide
Berlin Science Week 2023
i) Live-Übertragung von den Helmholtz Außenstationen. Links oben: Fieke Rader von der AWIPEV Forschungsbasis auf Spitzbergen. Rechts oben: Lisa Rüther am Palau Atmosphären-Observatorium. Unten: Nellie Wullenweber und Lukas Muser auf der Neumayer-Station III in der Antarktis. Die Moderator:innen Rosmarie Wirth und Matthew Slater begleiten die Veranstaltung. ii) Start des Wetterballons vom Dach der Neumayer-Station III in der Antarktis. iii) Besucher:innen der Veranstaltung „Outposts of Science“ konnten ihre Fragen direkt an die Forschenden auf den Außenstationen richten. © Helmholtz/SynCom
Von Spitzbergen, über den pazifischen Ozean bis hin zur Antarktis – Wissenschaftler:innen sind weltweit tätig. Im Format “Meet the Scientist” konnten Besuchende der Berlin Science Week erleben, wie Daten über die Atmosphäre und das Klima auf der Erde erhoben werden. Während einer Live-Schalte auf die Helmholtz Forschungsstationen konnten Fragen zum Leben der Forschenden auf den Außenstationen gestellt und diskutiert werden. Die Veranstaltung, die am 04. November 2023 im Naturkundemuseum stattfand, wurde von Rosmarie Wirth vom Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY und der Universität Hamburg sowie Matthew Slater vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) moderiert und gemeinsam von der Helmholtz-Klima-Initiative und Helmholtz SynCom organisiert.
Fieke Rader, Stationsleiterin AWIPEV auf Spitzbergen, arbeitet und lebt in einem kleinen Forschungsdorf weit nördlich des Polarkreises. Im Dorf leben fast ausschließlich Forschende unterschiedlichster Nationen, wie Frankreich, Deutschland, Norwegen, China, USA und Großbritannien. Ein Restaurant gibt es nicht, ein kleiner Supermarkt, der zweimal wöchentlich für eine Stunde geöffnet hat sowie eine Bar werden von den Bewohner:innen des Dorfes selbst betrieben. Und bald beginnt die Polarnacht, die zwei Monate andauern wird. „In einer Woche wird es gar nicht mehr hell“, sagt Fieke. Doch die Übergangsphase sei am Härtesten. Doch ein klarer Tagesrhythmus, die Polarlichter und der Sternenhimmel helfen mit der Dunkelheit umzugehen: „Ich finde, dass die Nacht viele schöne Aspekte hat“, meint die Stationsleiterin auf Spitzbergen. Und auch im Winter weiß man sich zu beschäftigen. Es gibt eine Sporthalle, in der u.a. zweimal wöchentlich Indoor Hockey gespielt wird und „am Donnerstag wird zusammen gestrickt“.
Vom Palau Atmosphären-Observatorium berichtete die Masterstudentin Lisa Rüther über ihre Erfahrungen. Unter normalen Bedingungen ist die Luft auf Palau sehr sauber und dadurch, dass der Ozean so warm ist, gibt es viel Wolkenbildung. Auch weil ein aktiver Austausch zwischen Tropo- und Stratosphäre stattfindet, ist der Standort für atmosphärische Untersuchungen gut geeignet. Im Gegensatz zu den anderen Außenstationen, wo außer den Forschenden niemand ist, leben die Menschen auf Palau vom Tourismus. Wenn Lisa eine Pizza essen möchte, muss sie nur ein paar Straßen weiter ins Restaurant – ganz anders als bei Fieke.
Nellie Wullenweber (Luftchemisches Observatorium) und Lukas Muser (Meteorologisches Observatorium) schalteten sich von Dach der Neumayer-Station III in der antarktischen Kälte zu. Nellie und Lukas sind Teil des diesjährigen Überwinterungsteams, bestehend aus fünf Forschenden, drei technischen Mitarbeitenden, einer Köchin und einem Arzt, und haben die letzten Monate zu zehnt auf der Station verbracht. „Langweilig wurde es eigentlich nie“, erzählt Lukas. Man habe viel Sport gemacht und Spiele gespielt. Trotzdem sei der begrenzte Kontakt zu Familien und Freunden schwierig - bei Geburtstagen und Hochzeiten sei man eben nicht dabei.
Wie auch von der Arktisstation in Spitzbergen, wird vom Dach der Neumayer-Station III in der Antarktis jeden Tag um 12 Uhr ein Wetterballon gestartet. Während der Veranstaltung konnten die Anwesenden in Berlin live beim Start eines solchen Wetterballons zusehen. Am mit Helium gefüllten Latexballon hängt eine kleine Box, die u.a. Druck, Temperatur und Feuchte misst. Der Ballon steigt 30 Kilometer in die Höhe und sendet bei seinem Flug die gemessenen Daten direkt über Funk an die Station. So werden über Tage, Monate und Jahre hinweg wichtige Messdaten erhoben, die es erlauben, die Veränderung der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum hinweg zu erfassen.
Die Forschenden auf den Außenstationen erleben nicht nur vieles, was anders ist als in der Heimat, sondern sehen auch, wie sich die Welt und das Klima wandeln. Man wisse wie es in den 1990er Jahren aussah und es gebe Gletscher, die seitdem um mehrere Kilometer geschmolzen sind. „Man sieht die Unterschiede ganz klar – die Erwärmung ganz klar“, erklärt Fieke. Auch am Palau Atmosphären-Observatorium ist das Thema präsent. Lisa weist darauf hin, dass Palau zu Mikronesien gehöre, also zu Inselgruppen, „die v.a. den Meeresspiegel bemerken“. Es gebe einige Staaten, die Prognosen haben, ab wann ihr Land im Meer verschwinden werde und damit die Region unbewohnbar ist. Obwohl Nellie und Lukas erst seit Kurzem auf der Neumayer sind und an der Station selbst die Aufzeichnungen soweit stabil sind, bilde sich extrem viel weniger Meereis in der Antarktis als sonst. Auch größere Schneemassen deuten darauf hin, dass die Luft wärmer und damit auch feuchter werde.
Spannende Erlebnisse und intensive Erfahrungen machen einen Forschungsaufenthalt auf einer Helmholtz Außenstation unvergesslich. „Es ist eben das Gesamtpaket, was es hier so spannend macht“, berichtet Fieke. Die Landschaft sehe durch das sich ändernde Licht immer anders aus, es werde nie langweilig und es sei besonders in einer solchen Gemeinschaft zu leben. Für Lisa ist es eine „intensive Zeit, in der man super viele Eindrücke sammelt“. „Es ist immer was Neues“ und man macht „Sachen, die man sich früher nicht zugetraut hat“. Das erst Mal Polarlichter zu sehen, war für Nellie sehr beeindruckend. Ein besonderes Erlebnis war es „das erste Mal die Sonne wiedersehen“ zu können - nach zwei Monaten Polarnacht. „Da merkt man, dass man die Sonne vermisst hat“.